Theoretische Grundlagen
Wie kann Unterricht Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, echte gesellschaftliche Probleme zu lösen – und dabei Eigenverantwortung, Kreativität und Teamgeist fördern? CBL liefert hier spannende Antworten – und genau darum geht es in diesem Kapitel.
Warum brauchen wir CBL?
Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen sind hochkomplex, schwer definierbar und treten in einem stark dynamischen Kontext auf (DeBent et al., 2020; Erlas, 2020; Rickmann, 2012). Daher müssen Methoden und (pädagogische) Ansätze gefunden werden, die den Lernenden helfen, diese komplexen Herausforderungen – beschrieben in den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) – zu meistern. Junge Menschen müssen auf diese Herausforderungen vorbereitet und von Lehrkräften dabei begleitet werden. Es hat sich gezeigt, dass das Lernen umso effektiver ist, je authentischer die Lernumgebungen und je realer die behandelten Herausforderungen sind (Paddison & Mortimer, 2016, S. 23).
Neue Lehr- und Lernkonzepte
Der Bildungssektor reagiert auf diese Herausforderungen mit neuartigen Lehr- und Lernkonzepten wie dem problem- oder projektbasierten Lernen – sowohl in traditioneller als auch in Blended-Learning Form (Kaliva, 2021, S. 11-12). Ein weiterer innovativer Ansatz ist Challenge-based Learning (CBL), das seit etwa 17 Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt (Technische Universität Hamburg, 2020). Es unterscheidet sich maßgeblich von anderen Konzepten durch seinen ganzheitlichen und realitätsnahen Ansatz. Lernende lernen mithilfe echter Herausforderungen und leisten dabei einen konkreten Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft. Sie stehen im Zentrum des Prozesses und gestalten ihre Lernerfahrung aktiv mit, während Lehrende eher die Rolle eines Coaches einnehmen (Apple Inc., 2010, Nichols et al., 2016).

Was genau meint eigentlich „Challenge“?
Eine Challenge im Rahmen von CBL ist eine komplexe, praxisnahe Aufgabe, die Lernende dazu anregt, eigenständig kreative Lösungen für reale Probleme zu entwickeln. Dabei stehen forschendes Lernen, kritisches Denken und kollaborative Problemlösung im Mittelpunkt. Die Herausforderungen sind offen gestaltet, bieten vielfältige Lösungswege und fördern sowohl fachliche als auch überfachliche Kompetenzen wie Teamarbeit, Innovationsfähigkeit und selbstreguliertes Lernen (Framework, 2018; Nichols & Cator, 2008; Nichols et al., 2016; Gallagher & Savage, 2020).

Woher kommt CBL? CBL wurde erstmals im Jahr 2001 in der Literatur beschrieben und im Jahr 2008 durch das Apple Inc. „Classrooms of Tomorrow-Today“-Projekt weiterentwickelt. Seither hat CBL einen festen Platz in der Bildungsforschung eingenommen und sich als didaktischer Ansatz vor allem in der Hochschullehre etabliert. Zunehmend entstehen Forschungsprojekte und Lehrangebote, die auf den Prinzipien dieses Ansatzes basieren. Die bisherigen Erkenntnisse legen nahe, auf Grundlage dieser Evidenz den nächsten Schritt zu gehen und CBL verstärkt in schulische Kontexte zu übertragen.