Die drei Phasen des CBL nach Nicols et al. (2016)

Im Folgenden werden die drei Phasen des CBL-Prozesses im Detail beschrieben. Dabei stützen wir uns auf das Framework von Nichols et al. (2016) und ergänzen es um praxisbezogene Empfehlungen zur Umsetzung im Unterricht, die auf bisherigen Erfahrungen mit CBL basieren.

Phase 1: Engage

Ziele dieser Phase:

  • Interesse und Motivation der Lernenden wecken
  • Eine konkrete Challenge definieren

In der Engage-Phase steht im Mittelpunkt, das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken und sie für ein relevantes Thema zu sensibilisieren. Dies geschieht idealerweise durch die Präsentation einer realen, lebensnahen Herausforderung.

  1. Vorgegebene Challenge: Eine Möglichkeit besteht darin, Ihren Schülerinnen und Schülern eine konkrete Fragestellung oder ein Problem vor, das von allen Lernenden bearbeitet wird.

Beispiele hierfür könnten sein:

  • „Wie vermeiden wir Müll in unserer Schule?“
  • „Wie schaffen wir es, Energie innerhalb der Schule einzusparen?“
  • „Wie könnte eine Lösung für weniger Konsum von Kleidung aussehen?“

2. Vorgegebener Problemraum: Alternativ können Sie einen übergeordneten Themenbereich – auch „Big Idea“ genannt (Nichols et al., 2016) – vorgeben, z. B. Konsum, Müll, Nachhaltigkeit, Wirtschaft oder Demokratie. Die Lernenden identifizieren darin selbstständig eine konkrete Herausforderung. Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile.

Wenn Sie ein spezifisches Problem bzw. eine spezifische Herausforderung vorgeben, hat das den Vorteil, dass alle Lernenden am gleichen Thema arbeiten. Dadurch entsteht ein klarer Rahmen, innerhalb dessen Sie gezielt Materialien und Ressourcen zur Verfügung stellen können. Der Nachteil dieses Ansatzes besteht darin, dass die Schülerinnen und Schüler weniger Gelegenheit haben, eigene Fragen zu entwickeln oder selbstständig Probleme zu identifizieren.

Geben Sie hingegen einen gesamten Problemraum vor, sind die Lernenden stärker gefordert, eigenständig Fragestellungen zu entwickeln und konkrete Herausforderungen herauszuarbeiten. Dies fördert die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven einzunehmen und die Vielschichtigkeit komplexer Themen zu erkennen. Beispielsweise könnte das Thema „Konsum“ unterschiedliche Bereiche betreffen wie Kleidung, Lebensmitteln oder soziale Medien. Die Auseinandersetzung mit diesen Aspekten macht deutlich, wie komplex und vielschichtig gesellschaftliche Herausforderungen sein können.

Empfehlungen für den Unterricht für die Engage – Phase:

Relevanz: Wählen Sie Herausforderungen, die einen Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler haben. Fragen wie „Was hat das mit dir/euch zu tun?“ helfen dabei, die persönliche Bedeutsamkeit herauszustellen.

Beteiligung: Ermutigen Sie die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Fragen und Interessen in den Prozess einzubringen.

Kontextualisierung: Betten Sie die Herausforderung in einen realistischen und greifbaren Kontext ein, um die Motivation und Identifikation mit dem Thema zu fördern.


3. Externe Stakeholder als Ausgangpunkt für Challenges: Eine dritte Möglichkeit, eine Herausforderung zu definieren, liegt in der Zusammenarbeit mit externen Stakeholdern. Dies können beispielsweise Betriebe aus Ihrer Region, Vereine oder auch die eigene Kommune sein. Gemeinsam mit diesen Partnern können Sie eine reale Challenge für Ihre Lernenden formulieren.

Mögliche Themen könnten sein:

  • „Wie lässt sich das Abfallaufkommen in einem regionalen Unternehmen reduzieren?“
  • „Wie kann ein öffentlicher Platz in der Kommune sinnvoller genutzt werden?“

Die Kooperation mit externen Stakeholdern verleiht der Challenge zusätzliche Relevanz. Sie ermöglicht den Lernenden einen direkten Austausch mit Expertinnen und Experten außerhalb der Schule. Im besten Fall werden die entwickelten Lösungen tatsächlich umgesetzt, was einen besonders motivierenden Faktor darstellt.

Alle drei Herangehensweisen zur Definition einer Challenge – konkrete Vorgabe, offener Problemraum oder Zusammenarbeit mit externen Partnern – bieten wertvolle Lernchancen. Welche Variante im Unterricht sinnvoll ist, hängt von Ihren pädagogischen Zielen, den Rahmenbedingungen und den Interessen der Lernenden ab.

Beispiele für mögliche Challenges im Unterricht
  1. Energie sparen in der Schule: Überlegen Sie, wie Ihre Schule Energie einsparen kann. Notieren Sie, wo Strom oder Wasser unnötig verbraucht wird, und entwickeln Sie konkrete Maßnahmen zur Reduzierung dieses Verbrauchs.
     Diese Aufgabe fördert einen bewussteren Umgang mit Ressourcen und motiviert zu konkretem Handeln im direkten Umfeld.
  2. Nachhaltigkeit fördern: Entwickeln Sie Ideen, wie Ihre Schule umweltfreundlicher werden kann. Beispiele könnten mehr Recyclingmöglichkeiten, Müllvermeidung oder nachhaltige Pausenverpflegung sein.
     Ziel ist es, kreative und umsetzbare Maßnahmen für eine nachhaltigere Schule zu erarbeiten.
  3. Gemeinschaft stärken: Überlegen Sie, wie Sie Lernende aus verschiedenen Hintergründen besser integrieren können. Planen Sie ein Projekt, das es allen Lernenden ermöglicht, gemeinsam an etwas zu arbeiten und so das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
     Diese Aufgabe hilft, den Wert von Vielfalt zu erkennen und Wege zu finden, wie Gemeinschaft zusammenwachsen kann.
  4. Müll vermeiden: Überlegen Sie, wie Sie den Plastikverbrauch in Ihrer Schule reduzieren können. Können Sie eine Aktion starten, um weniger Einwegplastik zu verwenden?
     Die Aufgabe ermutigt dazu, kreative Lösungen zu finden, die dazu beitragen, Schule nachhaltiger zu machen.