Die drei Phasen des CBL nach Nicols et al. (2016)
Phase 2: Investigate

Ziel dieser Phase:
- Lernende recherchieren selbstständig zum identifizierten Problem
In der Investigate-Phase geht es darum, die definierte Challenge tiefgehender zu erforschen und zu verstehen. Dies beinhaltet unter anderem das Formulieren weiterer Leitfragen, das Sammeln von Ressourcen und Informationen sowie das Prüfen der Faktenlage zum gefundenen Problem. Diese Phase bildet die inhaltliche Grundlage für die Entwicklung nachhaltiger Lösungsansätze in der anschließenden Act-Phase.
1. Leitfragen formulieren
Ein möglicher Einstieg in die Phase besteht darin, gemeinsam in der Gruppe Leitfragen zu entwickeln. Diese Fragen orientieren sich an der gewählten Challenge und helfen dabei, das Problem gezielt zu untersuchen.
2. Informationsbeschaffung
Im Anschluss beginnt die eigenständige Recherche. Um ein möglichst umfassendes Bild des Problems zu erhalten, können verschiedene Methoden der Informationsbeschaffung eingesetzt werden:
- Interviews mit Betroffenen: zur Erfassung persönlicher Perspektiven und Erfahrungen
- Experteninterviews: zur Einholung von Fachwissen
- Fragebögen und Umfragen: zur Erhebung von Meinungen und Erfahrungen innerhalb einer Zielgruppe
- Literatur- und Internetrecherche: zur Analyse bestehender Studien, Berichte oder Medienbeiträge
3. Analyse und Bewertung
Die gesammelten Informationen werden anschließend analysiert und kritisch bewertet. Ziel ist es, Muster, Ursachen und Zusammenhänge zu erkennen, die für die Entwicklung von Lösungsansätzen relevant sind.
4. Dokumentation der Ergebnisse
Ein zentraler Bestandteil der Investigate-Phase ist die Dokumentation aller Erkenntnisse. Dies umfasst die systematische Protokollierung der gesammelten Informationen und Erkenntnisse sowie die Visualisierung der Ergebnisse durch Grafiken, Diagramme oder Mindmaps, um diese übersichtlich darzustellen. Besonders hilfreich sind digitale Plattformen wie Trello, Microsoft Teams, Miro (Online-Whiteboard) oder OneNote, um Informationen gemeinsam zu sammeln, zu strukturieren und visuell aufzubereiten.
Empfehlungen für den Unterricht für die Investigate – Phase:
Ressourcenbereitstellung: Stellen Sie den Lernenden ausreichend Materialien und Ressourcen zur Verfügung, um eigenständig forschen zu können.
Methodenvielfalt: Nutzen Sie verschiedene Methoden wie Experimente, Interviews und Datensammlungen, um eine umfassende Untersuchung zu ermöglichen.
Zusammenarbeit: Fördern Sie kollaboratives Arbeiten, damit die Lernenden voneinander lernen und verschiedene Perspektiven einbringen können.
Hybride möglich: Recherche kann auch außerhalb des Unterrichts stattfinden
Sammeln der Informationen auf einem digitalen Tool
Zusammenfassung: Die Investigate-Phase ist eine intensive Forschungs- und Analysephase, die den Lernenden ermöglicht, ein tiefes Verständnis des Problems zu entwickeln. Durch die Formulierung gezielter Leitfragen und den Einsatz vielfältiger Methoden zur Informationsbeschaffung wird sichergestellt, dass die Lernenden hervorragend informiert sind und fundierte Entscheidungen treffen können.

Tipp: Widerstehen Sie der Versuchung, Ihren Schülerinnen und Schülern eine Lösung zu präsentieren. Ein wesentlicher Teil des Lernprozesses besteht darin, dass sie selbst ausprobieren, scheitern, Fragen stellen, dazulernen – und es erneut versuchen.
(Nichols et al., 2016; Challenge Based Learner User Guide. Redwood City, CA: Digital Promise, S. 12).
Exkurs: Beispielhafte Umsetzung der Investigate-Phase
Ein Beispiel für die Anwendung der Investigate-Phase lässt sich an folgender Challenge verdeutlichen: „Wie können wir den Einsatz von Einwegplastik in unserer Schule reduzieren, um eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Schulumgebung zu schaffen?“.
Mögliche Leitfragen könnten sein:
- „Welche Arten von Einwegplastik werden an unserer Schule am häufigsten verwendet?“
- „Welche Alternativen zu Einwegplastik sind für unsere Schule praktikabel?“
- „Welche Maßnahmen haben andere Schulen ergriffen, um Einwegplastik zu reduzieren?“
Zur Informationsbeschaffung bieten sich verschiedene Methoden an:
- Interviews mit Lernenden, Lehrkräften oder der Hausmeisterin/dem Hausmeister, um deren Sichtweisen und Erfahrungen mit Einwegplastik in der Schule zu verstehen
- Experteninterviews mit z. B. Umweltwissenschaftlerinnen/Umweltwissenschaftlern, um fundiertes Wissen über Auswirkungen und Alternativen zu gewinnen.
- Schulweite Umfragen, um Einstellungen, Nutzungsverhalten und Veränderungsbereitschaft in der Schulgemeinschaft zu ermitteln.
Im Anschluss:
- Die gesammelten Daten werden systematisch ausgewertet, Umfrageergebnisse analysiert und beispielsweise in Diagrammen visualisiert.
- Die unterschiedlichen Lösungsansätze und Alternativen werden hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit kritisch reflektiert.
Dieser Arbeitsprozess bereitet unmittelbar auf die nächste Phase – Act – vor, in der konkrete Maßnahmen geplant und umgesetzt werden.

Abbildung 4: Beispiel einer Mindmap (generiert mit ChatGPT – DALL·E, Version 4.0, Stand: 01.07.2024)